TRISTAN nach einem kleinen Schweigen Dünkt dich das? Ich weiss es anders, doch kann ich's dir nicht sagen. Wo ich erwacht --- weilt' ich nicht; doch, wo ich weilte, das kann ich dir nicht sagen. Die Sonne sah ich nicht, noch sah ich Land und Leute: doch, was ich sah, das kann ich dir nicht sagen. Ich war, wo ich von je gewesen, wohin auf je ich geh' im weiten Reich der Weltennacht. Nur ein Wissen dort uns eigen: göttlich ew'ges Ur-Vergessen! Wie schwand mir seine Ahnung? Sehnsücht'ge Mahnung, nenn' ich dich, die neu dem Licht des Tags mich zugetrieben? Was einzig mir geblieben, ein heiss-inbrünstig Lieben, aus Todes-Wonne-Grauen jagt's mich, das Licht zu schauen, das trügend hell und golden noch dir, Isolden, scheint! Kurwenal birgt, von Grausen gepackt, sein Haupt. Tristan richtet sich allmählich immer mehr auf Isolde noch im Reich der Sonne! Im Tagesschimmer noch Isolde! Welches Sehnen! Welches Bangen! Sie zu sehen, welch Verlangen! Krachend hört' ich hinter mir schon des Todes Tor sich schliessen: weit nun steht es wieder offen, der Sonne Strahlen sprengt' es auf; mit hell erschlossnen Augen musst' ich der Nacht enttauchen --- sie zu suchen, sie zu sehen; sie zu finden, in der einzig zu vergehen, zu entschwinden Tristan ist vergönnt. Weh, nun wächst, bleich und bang, mir des Tages wilder Drang; grell und täuschend sein Gestirn weckt zu Trug und Wahn mir das Hirn! Verfluchter Tag mit deinem Schein! Wachst du ewig meiner Pein? Brennt sie ewig, diese Leuchte, die selbst nachts von ihr mich scheuchte? Ach, Isolde, süsse Holde! Wann endlich, wann, ach wann löschest du die Zünde, dass sie mein Glück mir künde? Das Licht --- wann löscht es aus? Er sinkt erschöpft leise zurück Wann wird es Nacht im Haus?